Nachlese Aalen, oder: „Wie patze ich richtig….“

Nach einem Jahr Pause zogen letztes Wochenende Rudolf und ich wieder nach Aalen zum RAMADA Cup. Das ist nicht gleich um die Ecke, aber dort war es schön, man trifft mal andere Spieler und…..ach ja, Männerwochenende!

Beide hatten wir noch mit den letzten Zuckungen einer Erkältung zu kämpfen und auch die Auswirkungen von solch einem Männerwochenende zeigten dann in den Partien ihre Wirkung. Zum Teil wurden dann trotzdem Punkte geholt, auch weil eben die Gegner auch patzen oder wir eben gut sind…… 😉

Hier nun ein paar schön Fragmente von uns:

Fangen wir bei Rudolf an. Er war unter den Top 10 der C-Gruppe gesetzt, wenn man die „ELO-Opfer“ raus nimmt noch weiter vorne. Mit der Qualifikation wurde es dann aber trotzdem nichts, weil eben:

„1. Partie mit Weiß gegen Dr. Gert Keller: Nach kurzem Überlegen entschied ich mich zu 31. Lxe5!! Völlig zu recht, denn einen besseren Einsatz bekommt dieser Läufer nicht mehr. Nach dxe5 Sxe5 droht Matt beginnend mit Df7+. Schwarz griff mit Lxb4 direkt fehl (Tf7 war zäher) und verliert nach Ta7 die Dame. Dass es am Ende trotzdem Remis wurde, ist eine andere Geschichte und hängt mit einem eingestellten Springer zusammen.“

Hier wurde also ein halber Punkt vergeben, wobei er über den noch froh sein musste am Ende.

„3. Partie mit Weiß gegen Andreas Miltner nach dem 19. Zug: Hängt da was? Ja, nach Sxc7! bekommt Schwarz den Springer nicht (Txc7 Dxd8 Txd8 mit Qualitätsverlust). Es folgte Dxd1 Tfxd1 Te7? und nach Sd5 (zurück die Kavallerie) darf sich der geneigte Leser überzeugen, dass Schwarz auch noch eine Figur lassen muss.“

Hier gab es den vollen Punkt am Ende!

„4. Partie mit Schwarz gegen Ralph Becker: Wegen des abgemeldeten Läufers auf h2 setzte ich meine Hoffnungen auf dieses Endspiel. Statt wie beabsichtigt mit 23. Lh6 den Damenflügel unter Druck zu setzen, entschied ich mich zur sofortigen Aktivierung des Königs mit Kf7? Sd6+ Kd7? Sc8+ und kämpfte mit dem Minusbauern nur noch ums Remis.“

„5. Partie mit Weiß gegen Viktor Postolski nach dem 28. Zug: Zum Abschluss ein Weihnachtsrätsel, wie konnte Weiß am Zug nun entscheidend in Vorteil kommen?“


Nun zu meinen Patzern:

In Runde 1 gegen Ulrich Schrade überlegte ich hier ob nun d4 oder e4 welcher der beiden Zentrumsbauern laufen soll. e4 mit der Unterstützung Lb7 wäre richtig gewesen, ich entschied mich aber spontan für die Rochade und verlor einen Bauern……., dass ich dann später das Endspiel mit ungleich farbigen Läufen und Minusbauern auch noch verliere obwohl es zu halten war, wäre ein weiteres Thema.

In Runde 2 gegen Ruben von Kortzfleisch ist der Bauernverlust schon sicher, als ich mit Se2 gleich komplett weg stelle….

Nach 2 Nullen folgte in Runde 3 ein schnelles Remis und dann Runde 4. Hier wanderte ich durch alle Gefühlsvarianten die man so haben kann. Von „sieht alles gut aus“ über „hat der Gegner da was?“ und „oh ich könnte verlieren“, bis zu „ok, die nächste Niederlage“ und dann „ich kann das halten“ zu „das wird Matt – ich gewinne doch“.

Der Gegner hatte nach meinem Nehmen auf f3 mit dem g-Bauern genommen – was mich überraschte. Nun wollte er über die G-Linie angreifen und hatte gleichzeitig starke Bauernhebel.

In der Folge kümmere ich mich zwar um die G-Linie, lasse aber die Bauern im Zentrum durchbrechen und stehe auf Verlust, die beiden Bauern sind fast durch:

Der Gegner lässt sich jetzt in der Folge immer wieder von meinen Zügen aus dem Konzept bringen. Ich lasse meine Dame einfach mal auf h4 stehen, obwohl sie bei der Verteidigung wichtig wäre, aber „ich habe ja eh verloren, mal sehen, vielleicht brauchen wir die Dame ja da vorne doch noch….“

Weiß hatte gerade auf c5 genommen und wunderte sich, als ich frech Sxc5 spielte….. Auch hier ist er noch im Vorteil, muss aber aufpassen und immer den richtigen finden. Ein Bauer ist schon weg…..

Nun ist der Vorteil dahin und ich wage mit 45….Sf5 Gegenspiel. Der Gegner sieht die Gefahr und will wohl mit 46. Lc4 auch den Läufer zurück holen…….was aber nicht reicht: 46…..Se3 (Sg3 wird Matt in 6, in meiner Variante kann er noch Figuren Opfern) 47. Ta2? Dxf3+ 48. Kg1 Dg4+ 49. Kf2 Dg2+ 50. Ke1 Dg1+ 51. Ke2 Df1+ 52. Kd2 Dd1 Matt!.

Rudolf konnte es draußen nicht fassen, dass ich die Partie noch gewonnen hatte. Zwischendurch stand ich mal -18.

In der letzten Runde lief es auch wieder hin und her. Erst übersehe ich einen einfachen Gewinn gleich im 10. Zug. Danach stelle ich mich Stück für Stück schlechter, der Gegner findet aber keinen Weg die Stellung zu knacken. Am Ende kann ich wieder die Dame bei ihm so ein zu pflanzen, dass er nur mit Dauerschach raus kommt.

Für meinen ersten Start in der D-Gruppe sind 2 Punkte zwar ok, aber wenn man die Partien sieht, war deutlich mehr drin.

Es war trotzdem wieder ein schönes Wochenende und beim nächsten mal gibt es wieder mehr Punkte. Mit unseren Weihnachtsmützen waren wir auch immer im Blickpunkt und ich wurde sogar fotografiert für eine T-Shirt Sammlung vor Ort: Link

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Foto von Claus Seyfried (Schachverband Württemberg e.V.)

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