Das letzte Qualifikationsturnier im RAMADA-Cup fand am Wochenende in Kassel statt und war in dieser Saison (nach Magdeburg, Aalen und Brühl) das vierte mit NARVA-Beteiligung – das gab es bisher auch noch nicht. Diesmal vertrat ich NARVA – mit dem Ziel, sogar noch Turnier Nummer fünf, nämlich das Finale, hinzuzufügen. Zu diesem Unterfangen gehört es, wenn man wie ich in der D-Gruppe spielt, mindestens vier Punkte zu holen – und selbst das reicht manchmal nicht…
Anders als bei den meisten anderen Spielorten ist das Hotel in Kassel zentral gelegen. Die Straßenbahn hält direkt vor der Tür, der Fernbahnhof Wilhelmshöhe ist nur drei Stationen entfernt und damit auch zu Fuß gut erreichbar. Eine Besonderheit in Kassel ist auch, dass man kostenlos ein „Hotel-Ticket“ bekommen kann, mit der man für die Dauer des Aufenthalts den öffentlichen Nahverkehr nutzen kann. Für Nicht-Autofahrer ist Kassel also eine sehr gute Option, anders als etwa Aalen oder – ganz fürchterlich – Niedernhausen, wo man ohne Auto gar nicht hin- bzw. wegkommt. Für die Wege im Hotel selbst muss man allerdings etwas mehr Zeit einplanen, sofern man nicht gerne Treppen steigt – das vierzehnstöckige Gebäude verfügt über ganze zwei Aufzüge, die zu Stoßzeiten wie vor den Runden natürlich auf jeder Etage halten und dementsprechend lange unterwegs sind…
Runde 1: Schenk – Lick 1:0
Schachlich fing es gut an: in der ersten Runde gegen Helmut Lick hatte ich Weiß. Es kam wieder die Ablehnung des Nordischen Gambits mittels 3. … d3!? aufs Brett. Das scheint wohl die neue Modevariante zu sein… In der Diagrammstellung zog ich das ungenaue 10. Lc1 und stand gefühlt schlechter. Am Ende ergab sich ein remisliches Endspiel mit Türmen und gleichfarbigen Läufern. Hier hatte ich den besseren Plan als mein Gegner, stellte die Bauern auf die richtigen Felder, tauschte die Türme und gewann.
Mein Gegner verlor auch die zweite Runde und stieg danach aus dem Turnier aus. Dabei hatte er so schlecht nicht gespielt – für ihn wären durchaus auch Punkte möglich gewesen.
Runde 2: Röhr – Schenk 1:0
Manchmal gibt es Leute, gegen die man einfach nicht gewinnt. In meinem Fall ist das anscheinend Susanne Röhr. Gegen sie hatte ich schon mal in Briesen einen Königsinder furchtbar schlecht gespielt und verloren. Nun probierte ich Wolga-Gambit – und lag damit richtig: aus der Eröffnung kam ich mit Vorteil. Den vergab ich später wieder, weil ich diverse taktische Motive sah die beispielsweise zu Materialgewinn führen sollten. Daher spielte ich 22. … dxe5 (statt Sxe5) und übersah dabei den Zwischenzug 24. h3!, der zur Diagrammstellung führte. Ich überlegte nun an 24. … Sxf2, sah aber – als einziger – die korrekte Fortsetzung 25. Le3! (wonach Weiß gewinnt) und zog daher lieber 24. … fxg5. Einen Zug später lehnte ich dann noch das Remisangebot ab – ich wollte ja gewinnen – und ärgerte mich wenig später über die Verluststellung so, dass ich bis zum Matt weiterspielte.
Von meinen Gegnern war Susanne die Einzige, die nach der Partie gegen mich noch eine Partie gewann. Die letzten beiden Runden gingen dann leider verloren.
Der Freitag war schachlich somit nur mäßig erfolgreich – das Schnitzel bei Lohmann dafür ziemlich gut (und dabei auch nicht teuer) – auf jeden Fall eine Empfehlung, auch wenn es vom Spielort etwas weiter entfernt ist.
Runde 3: Schoppe – Schenk 0:1
Nun auch noch ein Farbwechsel. Ich werde, um vier Punkte zu erreichen, also noch zwei Schwarzpartien gewinnen müssen. Mein Gegner Gottfried Schoppe hat laut Datenbank früher 1. c4 gespielt, dann d4 und dann e4 – ich befürchte schon, dass er inzwischen auf f4 umgestellt hat… Es wird dann aber doch französisch, und getreu den Petrosianschen Motto – „Es ist einfacher, aus einer ausgeglichenen Stellung auf Sieg zu spielen, als aus einer schlechten Stellung“ – entscheide ich mich für die solide Fort-Knox-Variante. Es wird schnell vieles abgetauscht, nach 16 Zügen hat jeder noch zwei Türme, den weißfeldrigen Läufer und sieben Bauern – das ist totremis. Im November in Magdeburg hätte ich das sicherlich noch verloren, aber jetzt läuft alles ein bisschen anders. Das Endspieltraining zahlt sich wohl aus. In der Diagrammstellung spielte ich mittels 31. … Lh1 auf Gewinn, anschließend ging dann mein König zum c-Bauern. Da mein Gegner nicht rechtzeitig den richtigen Plan (g4, h4, g5) fand, hatte ich genug Zeit, um den c-Bauern zu nehmen, wobei sogar noch die Läufer getauscht wurden. Das verbliebene Bauernendspiel mit zwei Freibauern war dann leicht.
Runde 4: Schenk – Benedikt 1:0
In der Nachmittagsrunde hatte ich Weiß gegen Alexander Benedikt. Er spielte ein zunächst solide aussehendes System fernab jeglicher Theorie, schwächte dann aber unnötigereise die schwarzen Felder am Damenflügel gravierend. Dies brachte einen Bauern – auch, weil er die möglichen Verwicklungen ebensowenig sah wie ich. Später gewann ich noch einen weiteren Bauern, tauschte die Türme und erhielt die Diagrammstellung, in der sich der schwarze Springer überhaupt nicht rühren kann – der Tausch der Figuren führt zu einem einfachen Bauernendspiel. Ich zog dann 44. Lg1 nebst 45. b5 und wenig später hatte mein Gegner keine Lust mehr.
Nach der Runde ging es dann noch zum Inder. Das Restaurant Himalaya hebt sich zwar preislich, aber auch qualitativ deutlich vom Berliner Durchschnittsinder ab und ist somit durchaus auch zu empfehlen.
Runde 5: Schubert – Schenk 0:1
Nun war klar, dass ich in der letzten Runde gegen Sören Schubert – einen Berliner Betriebsschachspieler – mit einem Sieg nochmal Chancen auf die Qualifikation hatte. Diese waren allerdings nicht allzu groß: ich hatte nicht viele Buchholzpunkte gesammelt, so dass ich vor der Runde nur auf Platz 17 lag.
Ich hatte zunächst die etwas schlechtere Stellung, allerdings ließ sich mein Gegner eine Schwäche auf e3 beibringen. In der Diagrammstellung entschied ich mich korrekterweise für 16. … 0-0-0!?, was riskant aussieht, aber die Türme verbindet ohne die halboffene h-Linie verfrüht aufzugeben. Einige Züge später – die schwarzfeldrigen Läufer waren inzwischen getauscht – gelang es mir tatsächlich, erst einen Springer und dann sogar noch einen Turm nach e3 zu stellen, was Material und Partie gewann.
Leider waren die Ergebnisse an den vorderen Brettern nicht in meinem Sinne – an Brett 1 und 2 hätte es weniger, an 3 bis 7 mehr Remise geben müssen. Und meine Zweitwertung verbesserte sich auch nicht, da keiner meiner Gegner punktete. Somit belegte ich am Ende nur Platz 9. Fürs Finale reicht das aller Voraussicht nach nicht (möglich wäre theoretisch noch, dass es durch Absagen Nachrücker gibt), so dass das letzte RAMADA-Cup-Finale (die Marke RAMADA gibt es nicht mehr – damit wird die Turnierserie im nächsten Jahr dann auch anders heißen, vermutlich DSAM-Cup oder gar H-Hotels-Cup… fürchterliche Namen, finde ich) wohl doch ohne NARVA-Beteiligung stattfinden wird.
Trotzdem Glückwunsch zu den 4 Punkten! Das riecht ja nach C-Gruppe demnächst……
Schon übel mit 4 Punkten auf Platz 9 zu landen.
C-Gruppe will ich nicht. Aber es scheint so zu sein, dass ich bei der ELO trotz 1800er-Leistung nur relativ wenige Punkte dazubekomme, also deutlich unter 1700 bleibe.
Außerdem wird es zur neuen Saison ein paar Änderungen geben, die da in meinem Interesse sind:
Zum einen wird die Gruppenstruktur verändert (C=1900-1751, D=1750-1600). Zum anderen wird man sich aussuchen können, ob man nach ELO oder DWZ einsortiert wird.
Mal sehen wie lange das dann so bleibt… die A-Gruppe wird ja dann noch kleiner (einige könnten in die B-Gruppe rutschen), so dass es dann bei kleineren Turnieren wie in Aalen wahrscheinlich regelmäßig reicht, fünfmal Remis zu machen, um sich fürs Finale zu qualifizieren…